Den passenden Gutachter zu finden, kann auf den ersten Blick wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen erscheinen, besonders dann, wenn ein Spezialgebiet betroffen ist. Im Mittelpunkt steht dabei immer auch die Frage nach der fachlichen und persönlichen Kompetenz des Gutachters. Deshalb sollte der Verbraucher auch nicht allein auf sein Bauchgefühl vertrauen oder sich vom Werbeauftritt eines Sachverständigen blenden lassen. In vielen Fällen stellt sich leider erst im Laufe der Zusammenarbeit heraus, wie es um die Kompetenz des ausgewählten Gutachters bestellt ist. Dann kann es aber schon zu spät sein. Dabei gibt es eine Reihe von Anhaltspunkten, eine falsche oder problematische Auswahl von vornherein auszuschließen.
Zunächst sollte sich der Auftraggeber klar das Leistungsspektrum eines Gutachters ansehen. Das Tätigkeitsfeld sollte dabei klar eingegrenzt sein. Wer zu vieles macht, ist mitunter nicht immer spezialisierter Experte für ein Fachgebiet. Kurz gesagt: Vor Auftragserteilung sollte überprüft werden, ob der Fachbereich des Gutachters auch mit der Aufgabenstellung einhergeht. Ein Beispiel: Die Begutachtung eines Holzfensters durch einen Tischlermeister, der sich auf Fensterbau spezialisiert hat, kann qualifizierter sein als die Begutachtung durch einen Bauingenieur, der im Fensterbau nur wenig Erfahrung hat. Nicht immer ist also der höherwertige Abschluss auch die Garantie für die bessere Qualifikation.
Außerdem sollte sich ein Gutachter regelmäßig fachlich weiterbilden und diese Qualifikationen dann auch nachweisen können. Denn auch die Zertifizierungen nach entsprechenden Normen, über die ein Gutachter verfügt, können ein Auswahlkriterium für Kompetenz und Erfahrung sein. Eventuelle Anerkennungen oder Auszeichnungen können ein weiterer Anhaltspunkt sein. Eine fundierte Berufsausbildung, bestenfalls eine langjährige Berufserfahrung und der Nachweis einer entsprechenden Ausbildung zum Sachverständigen sind weitere Grundvoraussetzungen, die ein guter Gutachter mitbringen sollte. In der Regel informieren die Sachverständigen in ihren Broschüren oder in ihrem Internetauftritt über diese Punkte.
Da das Angebot aber oftmals riesig ist und es dem Laien schwer fällt, alle Kriterien sachgerecht zu bewerten, können Berufsverbände eine gute Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Gutachters sein. Der Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter zum Beispiel garantiert die fachliche Kompetenz seiner Mitglieder und überprüft diese – eigenen Angaben zufolge – gründlich und regelmäßig. Außerdem müssten sich die Mitglieder dem Verband gegenüber zur gewissenhaften und neutralen Bearbeitung verpflichten. Aber auch andere Verbände und Organisationen helfen in der Regel mit Empfehlungen weiter. Manchmal können auch Hersteller bestimmter Geräte, Kontakte zu Experten vermitteln, die ein Gutachten im jeweiligen Fachbereich kompetent anfertigen können.
Da gerade in juristischen Auseinandersetzungen oder bei Versicherungen oft bestimmte Fristen einzuhalten sind, muss der Gutachter diese Fristen kennen. Von vornherein muss er garantieren, diese auch einhalten zu können. Diese Vorgaben sollten schon im Erstgespräch geklärt und eine Auftragserteilung davon abhängig gemacht werden.
Auch die räumliche Nähe des Gutachters zum Auftraggeber kann bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielen. Ein persönlicher Kontakt und ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin, zum Beispiel bei der Begutachtung eines Kfz-Schadens, ist oft sinnvoller, als dem Gutachter nur Fotos zukommen zu lassen. Außerdem lassen sich im direkten persönlichen Gespräch Missverständnisse in der Aufgabenstellung leichter ausschließen. Generell gilt: Einen potenziellen Gutachter vor Auftragserteilung persönlich anzufragen oder das jeweilige Problem prägnant zu schildern, kann bei der Auswahl schon sehr hilfreich sein. In einem solchen kurzen Gespräch merkt man auch schnell, ob das Gegenüber sympathisch erscheint und man sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Gutachter vorstellen kann.